8 Gründe, den Jakobsweg in Frankreich zu gehen
Bist du dir unsicher, ob du den Jakobsweg gehen willst? Ich kann dir nur dazu raten. Denn es gibt acht gute Gründe, ihn zu gehen.
Auszeit vom Alltag
Eine mehrwöchige Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg ist eine Auszeit vom alltäglichen Trott, der im Leben von uns allen herrscht.
In der heutigen Welt dominiert oft Stress und Hetze, sowohl im beruflichen wie auch im privaten Leben.
Viele Menschen sehnen sich deshalb nach Entschleunigung und finden diese auf dem Jakobsweg.
Hier kannst du zur Ruhe kommen, im Einklang mit der Natur leben, dich von Sonnenauf- und Sonnenuntergang leiten lassen und ganz bei dir selber sein.
Richtig schöne Natur
Die französischen Jakobswege zeichnen sich durch eindrucksvolle Naturerlebnisse aus.
So führt die Via Tolosana durch die Camargue, während die Via Podiensis Vulkanlandschaften durchquert.
Naturliebhaber kommen auf ihre Kosten.
Frankreich ist im Gegensatz zu Deutschland im ländlichen Bereich nicht so dicht besiedelt und daher wirst du fernab der Zivilisation Flora und Fauna im ursprünglichen Zustand erleben können.
Durch den Kontakt mit der Natur erden wir uns und lernen uns selber besser kennen. Wir erholen uns vom Lärm der Städte und finden uns selber.
Nicht so überlaufen
Dazu kommt, das die Jakobswege in Frankreich nicht so überlaufen sind wie einige Pilgerstrecken in Spanien.
Von Völkerwanderung wie auf dem Camino Francés ist hier keine Spur. Tagsüber wirst du oft alleine sein und nur am Ende der Etappe in der Pilgerherberge auf andere Wanderer treffen.
Einzige Ausnahme ist die Via Podiensis, die gut frequentiert ist, zumal im Juli und August, wenn in Frankreich Ferien sind. Dafür gibt es genug Unterkünfte und die Pilger verteilen sich auf sie.
Bei meinen Wanderungen auf der Via Gebennensis und der Via Tolosana ging ich jedoch selbst im August alleine meiner Wege.
Wandern ist gesund
Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass tägliche Bewegung gut für die Gesundheit ist.
Einen messbaren Effekt auf das gesundheitliche Wohlbefinden findet ja bereits statt, wenn du drei Mal die Woche für jeweils 30 Minuten stramm spazieren gehst.
Da kannst du dir denken, wie gut es für deinen Körper ist, wenn du jeden Tag mehrere Stunden wanderst.
Fast alle Pilger, die ich getroffen habe, verloren deutlich an Gewicht, auch ich nahm ab.
Deine Kondition wird steigen. Am Anfang wirst du dich quälen müssen, doch nach einigen Tagen hast du dich an das tägliche Wandern gewöhnt und empfindest es nicht mehr als Strapaze.
Du gehst wie von selbst und legst Kilometer um Kilometer zurück.
Deine Trittsicherheit steigt mit jedem Aufenthalt im Gelände.
Deine Lunge wird richtig gut durchlüftet, da sie draußen in der Natur atmet und nicht in einem stickigen Büro oder in einer Fabrikhalle mit Schadstoffen.
Nicht zuletzt kommt ein Pilger dem Alltagsleben der Jäger und Sammler recht nahe. Immerhin waren wir während unserer Evolution vor allem Nomaden und ständig unterwegs. Zivilisationskrankheiten waren damals unbekannt.
Jeder Wanderfreund wird solche Effekte schon nach wenigen Tagen und spätestens nach den ersten Wochen bei sich bemerken.
Auch auf den Geist hast das Pilgern nur positive Folgen. Trübsal und Schwermut verfliegen, Ängste und Hemmungen lösen sich in Luft auf und schon bald wirst du mit dir im Reinen sein.
Wandern ist also ein echter Gesundheits-Booster.
Französisch üben
Niemand kommt in diesem Land darum umhin, zumindest ein bisschen Französisch zu sprechen.
Es ist nicht so, dass die Franzosen keine Fremdsprachen beherrschen, aber sie sprechen sie einfach nicht gerne.
Anders als viele denken, liegt das nicht daran, dass sie arrogant sind. Vielmehr sind sie nur schüchtern und haben Angst davor, Fehler zu machen, so dass sie am liebsten gar nichts sagen oder nur in ihrer Muttersprache sprechen.
Deswegen kann ich jedem Frankreichbesucher nur raten, sich ein paar Brocken Französisch zurechzulegen.
Die Franzosen sind sehr erfreut, wenn du dir Mühe gibst, auf Französisch mit ihnen zu reden.
Ich habe sogar erlebt, dass sie Anfängern gegenüber viel freundlicher sind als jemandem, der schon gut Französisch beherrscht.
Ich spreche die Sprache ja sehr gut und habe den Eindruck, dass das mitunter als selbstverständlich aufgefasst wird. Wobei ich auch oft für meine Kenntnisse gelobt wurde.
Französisch ist eine sehr schöne Sprache mit viel Charme und Witz und du solltest deine Pilgerreise unbedingt dazu nutzen, in ihr heimisch zu werden.
Die Menschen, die du auf deiner Wanderung triffst, haben viel mehr Zeit dafür, deinen Bemühungen zuzuhören und dir etwas beizubringen, als zum Beispiel gestresste Großstädter aus Paris.
Du lernst auf dem Jakobsweg in Frankreich einiges mehr als in einem Sprachkurs in der Hauptstadt.
Frankreich mal anders erleben
Überhaupt lassen sich bei dieser Art des Reisens Land und Leute ganz anders erleben – näher, authentischer, freundlicher.
Frankreich ist ein Touristen-Hotspot und in den Großstädten sind die Einwohner Besucher gewohnt und ignorieren sie gekonnt.
Auf dem Land dagegen sind die Einheimischen oft neugierig auf den fremden Wanderer und löchern dich mit Fragen.
Das ermöglicht es dir, ganz anders mit den Menschen in Kontakt zu treten, richtig mit ihnen zu kommunizieren.
Kleiner Tipp: Orientiere dich nicht immer nur an Google Maps, sondern frag einfach die Leute nach dem Weg. Oft erhältst du dabei echte Insiderinformationen, die so nicht im Reiseführer stehen.
Was mir in den kleinen Gemeinden ebenfalls gut gefallen hat, waren die kulinarischen Genüsse.
Denn hier sind sie deutlich rustikaler, aber dennoch geschmackvoll. In Paris finde ich die Gastronomie oft gekünstelt und abgehoben. Auf dem Land ist sie bodenständig, aber typisch französisch. Und Frankreich kannst du sehr gut über den Gaumen erkunden.
Historische Spurensuche
In Frankreich findest du an jeder Ecke Relikte aus der Vergangenheit. Wenn du historisch und architektonisch interessiert bist, so wird es dir an Inspiration nicht mangeln.
Du wirst an kleinen Kirchen in den Dörfern vorbeikommen und an mächtigen Kathedralen in den Städten. Sie stehen teils seit Jahrhunderten an Ort und Stelle, im Gegensatz zu Bauwerken in den zerbombten deutschen Städten unbeschädigt vom Krieg.
Hier kannst du Geschichte atmen.
Selbst in kleinen Gemeinden gibt es oft eine Touristeninformation, wo du Informationen über Sehenswertes erhalten kannst. Dort bekommst du nicht nur Adressen von Museen und Naturdenkmälern, sondern auch von örtlichen Restaurants und Unterkünften.
Spirituelle Erleuchtung
Nicht zuletzt kannst du in Frankreich der ursprünglichen Aufgabe des Jakobsweges folgen und Gott finden.
Das Land hat eine lange christliche Tradition, auch wenn Frankreich heute ein laizistischer Staat ist. Dennoch ist in der Bevölkerung der Katholizismus noch vorhanden.
Daneben gibt es Kultstätten für alle großen Weltreligionen.
Natürlich kannst du den Pilgerweg auch dann gehen, wenn du deinen eigenen Gott finden willst. Ich habe Leute getroffen, die auf spiritueller Suche waren und sich von verschiedenen Strömungen beeinflussen ließen.
Der eine mag an den christlichen Gott glauben, der andere ans Nichts. Selbst wenn du Anhänger der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters bist, kannst du auf dem Jakobsweg deine Erleuchtung finden.
Denn Gehen ist Meditation. Gehen ist Gebet.
Fazit
Das waren meine acht Gründe für eine Wanderung auf dem Jakobsweg in Frankreich. Sicher gibt es noch andere. Was auch immer deine Motivation ist, eine Pilgerreise ist zu jeder Zeit eine gute Idee.
Manchmal lohnt es sich auch, ohne Angabe von Gründen einfach loszugehen. Denn der Weg liefert dir im Laufe der Zeit ganz eigene Antworten.
Schreib mir gerne in den Kommentaren, warum du auf den Jakobsweg gehen willst!
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