Die Via Tolosana – alle Infos, die du wissen musst

Kurzübersicht

Die Via Tolosana durchquert auf etwa 750 Kilometern den Süden Frankreichs.

Von Arles geht es über Montpellier und Toulouse bis zum Somport-Pass in den Pyrenäen an der französisch-spanischen Grenze.

Dort schließt sich der aragonesische Weg an, der auf 160 Kilometern zum Startpunkt des Camino Francés führt.

Anders als die anderen französischen Jakobswege endet die Via Tolosana also offiziell nicht in Saint-Jean-Pied-de-Port (du kannst aber in diese Richtung abzweigen), sondern in den Bergen.

Die Franzosen nennen den Weg le chemin/la route/la voie d’Arles oder auch la voie du soleil (der Weg der Sonne).

In diesem Artikel erfährst du alles, was du über ihn wissen musst – von den Etappen über die Herbergen bis hin zur besten Reisezeit.

Ich selbst bin 2014 fünf Tage vom Startpunkt nach Montpellier gepilgert, wo ich studieren sollte.

Via Tolosana Karte

Karte Via Tolosana
Karte Via Tolosana

Via Tolosana Etappen

In der Tabelle findest du eine mögliche Einteilung der Etappen, die für all diejenigen Pilger gut geeignet ist, die nicht allzu viele Kilometer an einem Tag laufen möchten. Wenn es kein Problem für dich ist, auch mal 30 bis 40 Kilometer am Stück zu wandern, kannst du die Gesamtzeit um mehrere Tage kürzen. 

Von Arles zum Somport-Pass in 37 Etappen

EtappeStartZielKilometer
1ArlesSaint-Gilles22
2Saint-GillesVauvert17
3VauvertGallargues14
4GallarguesVendargues28
5VendarguesMontpellier12
6MontpellierMontarnaud20
7MontarnaudSaint-Guilhem22
8Saint-GuilhemSaint-Jean-de-la-Blaquière22
9Saint-Jean-de-la-BlaquièreLodève15
10LodèveLunas27
11LunasSaint-Gervais28
12Saint-GervaisMurat23
13MuratLa Salvetat22
14La SalvetatAnglès19
15AnglèsBoissezon21
16BoissezonCastres17
17CastresDourgne22
18DourgneRevel17
19RevelLes Cassès17
20Les CassèsAvignonet22
21AvignonetBaziège27
22BaziègeToulouse31
23ToulousePibrac17
24PibracL’Isle-Jourdain23
25L’Isle-JourdainGimont22
26GimontMontegut22
27MontegutBarran27
28BarranMontesquiou15
29MontesquiouMarciac24
30MarciacMaubourguet18
31MaubourguetAnoye23
32AnoyeMorlaàs15
33MorlaàsLescar20
34LescarOloron-Sainte-Marie31
35Oloron-Sainte-MarieSarrance21
36SarranceBorce22
37BorceSomport-Pass17
Via Tolosana – alle Etappen von Arles zum Somport-Pass
Via Tolosana Wegweiser
Wegweiser auf der Via Tolosana

Vom Somport-Pass zum Camino Francés in sechs Tagen

Am Somport-Pass ist das offizielle Ende der Via Tolosana. Viele Pilger entscheiden sich, noch die sechs Etappen des aragonesischen Weges anzuhängen, die als landschaftlich besonders schön sowie ruhig und still gelten. Wenn du weiter nach Santiago laufen willst, musst du sie sowieso einkalkulieren, sofern du nicht die Variante über Saint-Jean-Pied-de-Port wählst. 

EtappeStartZielKilometer
38Somport-PassJaca31
39JacaArres25
40ArresRuesta28
41RuestaSangüesa22
42SangüesaMonreal25
43MonrealPuente la Reina31
Etappen vom Somport-Pass bis Puente la Reina

Abstecher von der Via Tolosana nach Lourdes

Noch auf der Via Tolosana hast du in Maubourguet die Wahl, zum berühmten Wallfahrtsort Lourdes zu pilgern. Bis dahin brauchst du drei Tage sowie drei Tage entweder auf demselben Weg zurück oder über den Voie du Piémont Pyrénéen nach Oloron-Saint-Marie. Wenn du einen Tag Aufenthalt in Lourdes einplanst, verlängert sich durch diesen Abstecher deine Reise auf dem Jakobsweg um eine Woche. 

EtappeStartZielKilometer
1MaubourguetTarasteix25
2TarasteixIbos14
3IbosLourdes22
4LourdesAsson24
5AssonArudy18
6ArudyOloron-Sainte-Marie29
Die Etappen nach und von Lourdes

Höhenprofil

Die ersten fünf Tage bis nach Montpellier sind flach, danach wanderst du für eine Woche in den Ausläufern der Cevennen und musst ein paar Steigungen überwinden. Es geht aber nur bis knapp über 800 Höhenmeter hinauf.

Ab Castres ist es für 400 Kilometer meistens eben, nur manchmal geht es ein kleines bisschen auf und ab. Erst in den Pyrenäen gilt es wieder, beim Aufstieg zu schwitzen. Allerdings nur eine Etappe lang, dabei musst du von Borce aus über 1.200 Höhenmeter schaffen, um zum Somport-Pass zu gelangen.

Danach geht es die nächsten sechs Tage lang bergab, bis du Puente la Reine erreichst. In diesem PDF von einer französischen Jakobswegseite findest du das komplette Höhenprofil. 

Zusammengefasst ist die Via Tolosana ein guter Mix aus vielen angenehmen flachen Passagen und ein paar fordernden Anstiegen. Bei meiner Recherche bin ich über die Gesamtzahl von 16.000 Höhenmetern für die komplette Strecke gestoßen. Wenn das stimmt, ist das sicher für jeden Pilger machbar, da es sich ja über mehrere Etappen verteilt. 

GPX-Dateien

Auf der Website von Albrecht Ritter gibt es für jede Etappe GPS-Tracks. Wenn du einen der gedruckten Führer kaufst, kannst du dir oft auch Tracks vom Verlag herunterladen, und vielleicht findest du auch bei Komoot oder Outdooractive Dateien. Die App Gronze hat ebenfalls Informationen. 

Variante ab Montpellier 

In der Nähe befindet sich ein weiterer Jakobsweg, und zwar die Voie du Piémont Pyrénén. Der Startpunkt ist Montpellier und die Strecke verläuft etwa parallel zur Via Tolosana, aber weiter südlich. In Oloron treffen die beiden Wege aufeinander und nehmen einen gemeinsamen Verlauf. Auch von diesem Jakobsweg kannst du einen Abstecher nach Lourdes machen. 

Anreise 

Die Anreise nach Arles ist per Bahn oder Bus problemlos möglich, je nachdem, wo du startest, aber mit Umsteigen und einer langen Dauer verbunden. Einen Flughafen gibt es in dieser Stadt nicht, wohl aber in Marseille und Montpellier, von wo aus du in zwei oder drei Stunden in Arles bist.

Für eine Anreise per Fuß bietet sich die Via Gebennensis ab Genf an. Etwa in der Mitte, in Gillonnay, zweigt die Via Rhodana ab und führt nach Arles.

Ich bin damals bis nach Le Puy gepilgert, dann weiter Richtung Süden über die Cevennen auf dem Stevensonweg und nach einigen Etappen hatte ich aufgrund Zeitmangels den Zug für die restliche Strecke genommen. Auch von Italien führen Wanderrouten nach Arles. 

Reisezeit, Klima und Wetter

Die Via Tolosana kannst du das ganze Jahr über gehen. Die letzten Etappen in den Pyrenäen kommen im Winter zwar für die meisten Pilger nicht in Frage, aber die übrige Strecke sollte machbar sein. Der Weg liegt im Süden und da kann es besonders im Hochsommer sehr heiß werden.

Allerdings sorgt das Mittelmeer für regelmäßige Winde, die das Wandern erträglicher machen. Ich war damals im August zwischen Arles und Montpellier unterwegs und fand es nicht zu heiß.

Die klimatischen Bedingungen vor Ort begünstigen allerdings auch heftige Unwetter, außerdem kann es zu Waldbränden kommen. Deswegen rate ich dazu, den Wetter- und Gefahrenbericht zu konsultieren oder noch besser die Einheimischen zu fragen. 

In der Ferienzeit sind auch andere Pilger und Touristen unterwegs, aber selbst zur Hauptsaison nicht so viele wie auf anderen Jakobswegen. Damals im August waren die Herbergen gut belegt, aber ich spreche hier von dem immergleichen halben Dutzend Pilger, die sich abends wieder getroffen haben.

Das war wohlgemerkt 2014, vielleicht sind mittlerweile mehr unterwegs. Nach allem, was ich die letzten Jahre gehört habe, gilt die Via Tolosana aber nach wie vor nicht als stark begangen. 

Unterkünfte auf der Via Tolosana

Abends in der Unterkunft auf der Via Tolosana
Abends beim Pausemachen in der Herberge auf der Via Tolosana

Es gibt nicht so viele Pilgerherbergen wie auf der Via Podiensis, aber dennoch ausreichend. Sie kosten etwa 20 bis 30 Euro pro Nacht, je nachdem, ob es eine öffentliche oder eine private ist. Oft kannst du ein Abendessen dazubuchen.

Ich habe damals auch mal in einer Schulturnhalle übernachtet und in Klöstern und Kirchen sind wohl manchmal auch Schlafplätze zu finden.

Auf dieser französischsprachigen Website kannst du schon mal nachschauen, welche privaten Unterkünfte vorhanden sind und wie viel sie kosten. Es sind preiswerte Angebote für Pilger von Ex-Pilgern und Pilgerfreunden. 

Rechne damit, auch mal keinen Platz in einer Pilgerunterkunft zu finden, da die Infrastruktur auf der Via Tolosana nicht so gut ausgebaut ist.

Neben Hotels gibt es in diesem Fall noch Gästezimmer (chambre d’hôtes), angeboten von Privatleuten und um einiges teurer als Pilgerherbergen. 2014 habe ich einmal 50 Euro dafür gezahlt. Bei einer aktuellen (2025) Recherche fand ich eher Preise um die 60 bis 80 Euro. 

Via Tolosana: Sehenswerte Orte

Arles

In Arles fand ich das römische Amphitheater am spannendsten, wo auch heute noch Stierkämpfe stattfinden. Außerdem kannst du auf den Spuren Vincent van Goghs wandeln, der hier seine schönen Bilder malte. Überhaupt zieht diese Stadt viele (Lebens-)Künstler an, sodass du hier viele interessante Gestalten und Geschäfte entdecken wirst. Ich habe damals preisgünstig in der Jugendherberge übernachtet, es gibt aber auch Pilgerherbergen. 

Ab Arles läufst du eine Etappe durch die Camargue. Ich bin am Ufer der Rhône entlang gepilgert, weil ich an einem heißen Tag Schatten wollte. Du kannst aber auf einer anderen Route direkt durch die Camargue gehen, vorbei an wilden Stieren und umschwirrt von blutrünstigen Stechmücken. 

Das Amphitheater in Arles
Das römische Amphitheater in Arles

Montpellier

In Montpellier habe ich zwei Semester verbracht. Mein Lieblingsort war die Mediathèque mit jeder Menge Büchern, Graphic Novels, CDs, DVDs, angenehmen Sitzplätzen und einer tollen Architektur.

Ansonsten ist die Place de la Comédie empfehlenswert, wo du gut Kaffee trinken oder etwas essen kannst. Von dort kommst du leicht in die Altstadt mit vielen alten Gemäuern und etwas weiter steht ein Triumphbogen. Übernachtet habe ich damals in der Herberge von einer Kirche oder vom Bischofssitz, ich weiß es nicht mehr genau. 

Empfehlenswert ist ein Abstecher zum Mittelmeer inklusive Strand, da es hier so nah ist wie im weiteren Verlauf der Via Tolosana nicht mehr. Entweder du gehst die zehn Kilometer zu Fuß oder du nimmst die Tram. 

Am Strand in Montpellier in der Nähe der Via Tolosana
Am Strand in Montpellier in der Nähe der Via Tolosana

Saint-Guilhem-du-Désert

Saint-Guilhem hat sich seine Auszeichnung als eines der schönsten Dörfer Frankreichs redlich verdient. Es ist sehr touristisch, aber die mittelalterlichen Häuser sind einfach schön anzusehen.

Du befindest dich hier in den Ausläufern der Cevennen und kannst mit schönen Wanderwegen und stiller Natur rechnen. Das Dorf war schon zu Beginn des Pilgerwesens eine Station auf dem Weg nach Santiago und gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das älteste Gebäude ist das romanische Kloster, das Wilhelm von Aquitanien gründete.

Landschaft auf der Via Tolosana bei Saint-Guilhem-le-Désert
Landschaft auf der Via Tolosana bei Saint-Guilhem-le-Désert

Toulouse

Toulouse punktet mit einer gotischen Kathedrale, dem Grab von Thomas von Aquin und dem Canal du Midi, an dem entlang du in die Stadt hineinpilgern kannst. Daneben gibt es viele andere historische Relikte und über eine halbe Million Einwohner.

Das ist der Grund, warum viele reizsensible Pilger lieber mit den Öffis nach Toulouse und wieder hinausfahren. Wenn du aber jeden Meter selbst gegangen sein willst, musst du dich wohl durch die Stadtlandschaft quälen. Mir persönlich gefallen auch Stadtwanderungen, weil sie eine gute Abwechslung zur ruhigen Natur sind und etwas Pepp ins Pilgern bringen.  

Lourdes

Lourdes kennst du bestimmt, dort hatte eine gewisse Bernadette mehrere Marienerscheinungen und seitdem ist die Stadt ein berühmter Wallfahrtsort mit einer Heilung versprechenden Quelle. Wie oben beschrieben, kannst du von der Via Tolosana einen Abstecher dorthin machen; drei Tagesetappen dauert der Fußmarsch. 

Auch

In der Gemeinde Auch lebte einst das historische Vorbild für die Romanfigur D’Artagnan von Alexandre Dumas. Außerdem gibt es einen mittelalterlichen Gefängnisturm, eine spätgotische Kathedrale und andere historische Monumente. In der Nähe von Auch gibt es zwei schöne Schlösser (jeweils 5 Kilometer entfernt).

Reiseführer zum südlichen Jakobsweg

Gedruckte Wanderführer gibt es aktuell die folgenden vier:

  • vom Conrad Stein Verlag (der gelbe)
  • vom Rother Bergverlag (der rote)
  • der MiamMiamDodo (auf französisch)
  • von Edition Lepère (auf französisch)

Ich empfehle, einen davon mitzunehmen. Hier findest du nicht nur die Beschreibung jeder Etappe inklusive einer Karte, sondern auch alle Unterkünfte sowie Angaben zu Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten, Apotheken und so weiter. 

Apps fürs Smartphone würde ich nur als Ergänzung verwenden. Gedruckte Karten brauchst du hingegen nicht, die Kartenausschnitte in den Büchern reichen aus. 

Schau auch auf der Website vom jeweiligen Verlag nach, ob es aktuelle Unterkunftsverzeichnisse, GPS-Tracks, Streckenänderungen oder Gefahrenmeldungen gibt. 

Erfahrungsberichte

Auf Amazon findest du ein paar Bücher mit Reiseberichten, ansonsten empfehle ich dir meinen Blogartikel, der meine Erlebnisse inklusive Stierhatz auf der Via Tolosana enthält. Mit einer einfachen Google-Suche stößt du zudem auf verschiedene Erfahrungsberichte auf Blogs oder im Pilgerforum.

Fazit

Die Via Tolosana eignet sich für alle Pilger, die gut alleine unterwegs sein können und sich eher für Naturerfahrungen und historische und kulturelle Bauten in Dörfern und Gemeinden interessieren, da nur wenige große Städte auf dem Weg liegen.

Es gibt stellenweise Steigungen und anspruchsvolle Wege, aber auch flache Strecken, sodass dieser Jakobsweg eine gute Mischung aus Entspannung und Anforderungen bietet.

Es ist sinnvoll, in den Herbergen zu reservieren – wie es in Frankreich üblich ist -, um nicht ohne Schlafplatz dazustehen.

Meine fünf Etappen damals haben mir wirklich gut gefallen, selbst die letzte mit 40 Kilometern habe ich geschafft.